Montag, 20 Oktober 2025 11:20

Rettung für das Festival für verfemte Musik in Schwerin

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Musik gegen das Vergessen in Schwerin Musik gegen das Vergessen in Schwerin Foto: Pixabay

Vom 8. bis 14. November verwandelt sich die Landeshauptstadt Schwerin in ein Zentrum musikalischer Erinnerung und künstlerischer Begegnung. Die Veranstaltungsreihe „Tage des Exils Schwerin & Festival für Verfemte Musik“ findet erstmals unter neuer Trägerschaft statt. Nach der Insolvenz des bisherigen Trägervereins Jeunesses Musicales MV haben sich vier bedeutende Institutionen zusammengeschlossen, um das Projekt fortzuführen.

Inhaltsverzeichnis:

Konzert mit Werken von Hans Gál und Johannes Brahms

Die Musikhochschule Lübeck, die Hochschule für Musik und Theater Rostock, das Mecklenburgische Staatstheater und das Konservatorium Schwerin tragen gemeinsam die Verantwortung. Bereits am 21. Oktober beginnt die Reihe mit einem besonderen Konzert im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais.

Am 21. Oktober um 19 Uhr erklingt im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais Musik von Johannes Brahms und Hans Gál. Gál gilt als einer der herausragenden Vertreter der verfemten Musik des 20. Jahrhunderts. Seine Werke standen während der Zeit des Nationalsozialismus auf der Liste der verbotenen Kompositionen.

Als Ehrengast nimmt Eva Fox-Gál, die Tochter des Komponisten, an dem Abend teil. Die künstlerische Gestaltung übernehmen Studierende der beteiligten Musikhochschulen, Schülerinnen des Schweriner Konservatoriums, Mitglieder der Mecklenburgischen Staatskapelle, das Klavierduo Haufe/Ahmels sowie der Bariton Simon Wallfisch. Wallfisch ist der Enkel der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch.

Begleitet werden die Musikerinnen und Musiker von der Pianistin Yuko Ellinger aus Schwerin. Eintrittskarten sind beim Mecklenburgischen Staatstheater, in der Schweriner Tourist-Info sowie an der Abendkasse erhältlich. Das vollständige Programm steht online auf www.tagedesexils.de.

Silvio Horn betont neue Verantwortung

Der Schweriner Kulturdezernent Silvio Horn (Unabhängige Bürger) erklärte: „Ich freue mich außerordentlich, dass es gelungen ist, die Verantwortung für dieses überaus wichtige Format der Erinnerungskultur auf mehrere Schultern zu verteilen und damit das Festival zukunftssicher aufzustellen.“

Mit der Körber-Stiftung und der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung aus Hamburg wurden zudem neue Förderer gewonnen. Horn hob hervor, dass Musik, die von den Nationalsozialisten aus politischen und ideologischen Gründen verboten wurde, heute als Mahnung, als künstlerischer Widerstand und als Zeugnis menschlicher Würde erklinge.

Die Veranstaltungsreihe sei nicht nur ein organisatorisches Projekt, sondern ein klares Zeichen der Verantwortung, die über regionale Grenzen hinausreiche. Das Festival steht damit für die Bewahrung kulturellen Erbes und die Erinnerung an jene Künstlerinnen und Künstler, deren Stimmen einst zum Schweigen gebracht wurden.

Studierende als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Laut Prof. Dr. Friederike Wißmann, Prorektorin der Hochschule für Musik und Theater Rostock, leisten die Studierenden durch ihre Beschäftigung mit verfemter Musik einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Sie verbinden historische Themen mit aktueller Perspektive und schaffen so neue Formen des Lernens und Gedenkens.

Auch Prof. Dr. Bernd Redmann, Präsident der Musikhochschule Lübeck, betonte die gesellschaftliche Bedeutung: Es sei heute notwendig, sich mit den Folgen der nationalsozialistischen Kulturpolitik auseinanderzusetzen, die Verfolgungsgeschichten der Musikerinnen und Musiker sichtbar zu machen und ihre Werke neu zu entdecken.

Christian Schwandt, kaufmännischer Geschäftsführer des Mecklenburgischen Staatstheaters, zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit. Sie eröffne neue Möglichkeiten, musikalische Entdeckungen zu präsentieren und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Das gemeinsame Engagement dieser vier Institutionen sichert die Zukunft des Festivals und stärkt die Erinnerungskultur in Mecklenburg-Vorpommern.

Kulturelle Verantwortung und gemeinsames Ziel

Die Wiederbelebung des „Festivals für Verfemte Musik“ markiert einen entscheidenden Schritt im Umgang mit der Vergangenheit. Durch die Bündelung der Kräfte von vier kulturellen Einrichtungen entsteht ein dauerhaftes Netzwerk der Erinnerung.

Die Veranstaltungsreihe „Tage des Exils Schwerin & Festival für Verfemte Musik“ verbindet Musik, Geschichte und Bildung. Sie würdigt Komponistinnen und Komponisten, deren Schaffen von den Nationalsozialisten unterdrückt wurde, und gibt ihren Werken neuen Raum. Damit wird das Festival zu einem Ort des Gedenkens, der Verantwortung und der Hoffnung.

Quelle: Nordkurier, www.fox36.net/de