Freitag, 10 Oktober 2025 12:48

Steigender Hilfebedarf für Kinder in Schwerin

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Schutz für Kinder in Schwerin. Schutz für Kinder in Schwerin. Pixabay/Foto illustrativ

In Schwerin wächst die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich in akuten Krisen befinden, seit Jahren. 2263 Mädchen und Jungen hat der Kinder- und Jugendnotdienst der Arbeiterwohlfahrt in den letzten 20 Jahren aufgenommen. Die Statistik zeigt deutlich, dass der Bedarf an Schutz und Betreuung zunimmt. Allein im vergangenen Jahr registrierte das Schweriner Jugendamt 503 Hinweise auf eine mögliche Gefährdung des Kindeswohls. In 114 Fällen bestätigten sich diese Meldungen.

Inhaltsverzeichnis:

Doreen Graack und das Team des Notdienstes

Der Kinder- und Jugendnotdienst der Arbeiterwohlfahrt in Schwerin wurde vor 20 Jahren gegründet. Anfangs standen nur zwei Plätze und drei Mitarbeiter zur Verfügung. Heute betreut ein 15-köpfiges Team bis zu sieben Kinder und Jugendliche in den Räumen Am Packhof 1a. Zwei weitere Plätze bietet eine zusätzliche Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt. Insgesamt stehen in der Landeshauptstadt durch Kooperation mit weiteren Trägern 21 Plätze bereit.

Leiterin Doreen Graack berichtet, dass die sozialen Probleme in vielen Familien zugenommen haben. Häufig seien es die Kinder, die unter diesen Belastungen am meisten leiden. Der Notdienst reagiert darauf mit einer Ausweitung seiner Kapazitäten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind rund um die Uhr im Einsatz – an 365 Tagen im Jahr.

Axel Mielke und die Entwicklung der vergangenen Jahre

Awo-Geschäftsführer Axel Mielke betont die kontinuierliche Zunahme der Fälle. Im Durchschnitt werden jede Woche mehr als zwei Kinder aufgenommen. Das bedeutet, dass immer mehr Familien auf kurzfristige Unterstützung angewiesen sind. Der Notdienst übernimmt in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt die Kriseninterventionen. Zu den Aufgaben gehören:

  1. Beratung von Kindern, Eltern und Fachkräften
  2. Durchführung von Hausbesuchen gemeinsam mit der Rufbereitschaft des Jugendamtes
  3. Schutz und Unterbringung Minderjähriger bei akuter Gefährdung

Jeder gemeldete Fall wird sorgfältig geprüft und professionell eingeschätzt, erklärt Steffen Marquardt, Leiter des Bereichs Hilfen zur Erziehung und Hilfen zur Lebensbewältigung bei der Schweriner Arbeiterwohlfahrt.

Silvio Horn würdigt die Verantwortung der Stadt

Dezernent Silvio Horn von den Unabhängigen Bürgern unterstreicht die Bedeutung des Notdienstes anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Für ihn ist der Dienst ein Zeichen gelebter Verantwortung. Kinder, die hier Schutz suchen, bringen kein Gepäck, aber ihre gesamte Lebensgeschichte mit. Der Notdienst bietet ihnen einen sicheren Ort, Betreuung und Schutz auf Zeit.

Die Arbeit der Fachkräfte beschreibt Horn als anspruchsvoll und emotional herausfordernd. Die Kinder und Jugendlichen kämen oft aus schwierigen Verhältnissen, geprägt von Gewalt, Drogen oder Alkohol. Trotz dieser Umstände arbeiten die Beschäftigten Tag für Tag engagiert weiter, um den Betroffenen Sicherheit zu geben.

Finanzielle Mittel und Schatten der Vergangenheit

1,23 Millionen Euro hat die Stadt Schwerin im vergangenen Jahr für den Kinder- und Jugendnotdienst bereitgestellt. Dieses Geld fließt in Personal, Ausstattung und Betreuung. Horn dankt den Mitarbeitenden des Notdienstes, den Kräften des Jugendamtes, der Polizei und den Rettungsdiensten für ihre Arbeit.

Doch auch dunkle Kapitel gehören zur Geschichte des Schweriner Kinderschutzes. Der Tod der fünfjährigen Lea-Sophie im November 2007, die verhungerte und verdurstete, erschütterte damals die Öffentlichkeit. Ebenso sorgten Missbrauchsfälle im Verein „Power for Kids“ einige Jahre später für bundesweite Schlagzeilen. Diese Ereignisse haben die Bedeutung konsequenter Kinderschutzarbeit in Schwerin nachhaltig verdeutlicht.

Der Kinder- und Jugendnotdienst bleibt damit eine zentrale Einrichtung zum Schutz junger Menschen in Not. Seine Arbeit zeigt, wie wichtig schnelle Reaktionen und fachliche Kompetenz in Krisensituationen sind – und dass Unterstützung jederzeit erreichbar sein muss.

Quelle: Nordkurier, www.milekcorp.com/de/