Freitag, 27 Juni 2025 12:40

Wismar erlaubt weiter Salutschüsse trotz Möwensterben

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Wismar erlaubt trotz Kritik weiterhin Salutschüsse Wismar erlaubt trotz Kritik weiterhin Salutschüsse Foto: pixabay

Am Donnerstagabend sorgte eine Sitzung der Bürgerschaft in der Hansestadt Wismar für Diskussionen. Anlass waren mehrere tote Möwenküken im Hafenbereich. Tierschützer forderten ein Verbot der traditionellen Salutschüsse während der Brutzeit. Die Mehrheit der Bürgerschaft entschied jedoch, dass die Schüsse weiterhin abgefeuert werden dürfen. Der Entscheid stützt sich auf Einschätzungen der örtlichen Naturschutzbehörde. Die Debatte bleibt dennoch bestehen.

Inhaltsverzeichnis:

Tierschutzorganisationen kritisieren Wismarer Schützenverein

Die Tierschutzgruppe „Taskforce Artenschutz“ sieht die Salutschüsse als Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Tierschutzgesetz. Sie hatte zuvor Videoaufnahmen präsentiert, die zeigen sollen, wie Möwen nach den Schüssen in Panik fliehen und ihre Nester samt Jungtiere zurücklassen. Die Gruppe forderte daher ein Verbot von Kanonenschüssen zwischen Anfang April und Mitte Juli, also während der sensiblen Brutzeit.

Zuständig für die Beurteilung möglicher Gesetzesverstöße ist der Landkreis Nordwestmecklenburg

Zuständig für die Beurteilung möglicher Gesetzesverstöße ist der Landkreis Nordwestmecklenburg. Die Behörde sah keinen akuten Handlungsbedarf. Sie erklärte, dass keine gravierende Störung der Vögel festgestellt werden konnte. Diese Einschätzung stützt sich auf bisherige Beobachtungen im Hafenbereich.

Einschätzung von Experten wie Christof Herrmann

Christof Herrmann, Leiter der Beringungszentrale auf Hiddensee, erklärte, dass laute Schüsse generell eine Schreckreaktion bei Möwen auslösen. Laut ihm sei jedoch entscheidend, ob die Tiere anschließend dauerhaft ihre Brutplätze verlassen. Das wäre ein Hinweis auf eine nachhaltige Störung der Population. Derzeit sei das in Wismar jedoch nicht zu erkennen.

Herrmann betonte, dass zur genauen Einschätzung des Risikos eine wissenschaftlich begleitete Beobachtung der Tiere während der Schüsse nötig sei. Nur so könne festgestellt werden, ob die Population tatsächlich gefährdet ist. Auch die Naturschutzbehörde schlug eine solche Untersuchung vor, stieß damit jedoch auf Ablehnung in der Bürgerschaft.

Mehrheit lehnt Beobachtung ab – Schützenverein betont Tradition

Die Mehrheit der Bürgerschaft lehnte am Donnerstagabend die Durchführung einer Vogelbeobachtung ab. Ein zentrales Argument war die hohe Anzahl an Möwen in der Stadt. Viele Mitglieder sahen daher keinen Bedarf, Maßnahmen zum Schutz der Population zu ergreifen.

Der Wismarer Schützenverein, der im Auftrag der Stadt die Kreuzfahrtschiffe mit sechs Salutschüssen verabschiedet, wies die Vorwürfe zurück. Der Verein betonte, dass es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den Schüssen und toten Küken gebe. Aufgescheuchte Vögel würden meist schnell zurückkehren. Zudem handele es sich beim Salut um eine langjährige hanseatische Tradition, die bei Touristen und Hafenbesuchern großen Anklang finde.

Vier Kreuzfahrtschiffe mit Salutschüssen verabschiedet

In der aktuellen Saison liefen bislang vier Kreuzfahrtschiffe den Wismarer Hafen an. Jedes davon wurde mit dem traditionellen Salut verabschiedet. Die Debatte über mögliche Auswirkungen auf die Tierwelt dürfte dennoch weitergehen. Ein Verzicht auf die Kanonenschüsse bleibt zumindest für die nächste Brutsaison unwahrscheinlich.

Quelle: NDR, www.globewings.net/de